© Bild: Dr. Dieter Lederer

So geht Führungskommunikation

Optimismus? Auf keinen Fall

Da war er wieder, der alte Reflex: Bloß nicht zu weit nach vorne schauen. Und falls doch, dann bloß nicht die Vergangenheit aus dem Blick verlieren. Es könnte ja sein, dass die Tradition unter die Räder kommt, was auf keinen Fall passieren darf. Also lieber eine bescheidene Zukunftsperspektive geben, die keinesfalls zu Optimismus verleitet oder gar vermittelt, dass die Herausforderungen lösbar sein könnten?

Erinnern Sie sich zurück: In einer Zeit, in der die Haltung das VW-Konzerns noch nicht so gefestigt war wie heute, lieferte der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch in der „Welt am Sonntag“ ein Paradebeispiel für eine höchst misslungene Kommunikation. Seine Botschaften zur Elektrifizierung des Automobils waren, dass Kleinwagen massiv teurer würden und somit bei niedrigem Einkommen nicht mehr erschwinglich seien; dass die geringe Reichweite von 300-400 km und die nicht zufriedenstellende Ladeinfrastruktur Abstriche für die Benutzer bedeute; dass man aufgrund der sinkenden Grenzwerte für Kohlendioxid jeoch gezwungen sei, Elektroautos zu bauen. Zugetragen hat sich das vor gerade mal drei Jahren.

Bedenken und Angst statt Vision und Aufbruch

Was, um Gottes Willen, wollte Herr Pötsch mit diesen Statements sagen? Wäre es nicht an der Zeit gewesen, Aufbruchstimmung und Optimismus in die gesellschaftliche Debatte und ins eigene Unternehmen zu tragen, anstatt mit Bedenken und Jammerei die Angst zu schüren? Eine tragfähige Vision zu haben, schien jedoch zu viel verlangt.

Herr Pötsch war damit nicht allein. Der damalige BMW-Chef Harald Krüger leistete ihm bereitwillig Gesellschaft in puncto unsäglicher Kommunikation. Er fahre auf Sicht, weil über die nächsten zehn Jahre hinweg keine Prognose möglich sei. Zudem befinde sich BMW in zwei Kriegen, ließ er damals auf der DLD-Konferenz in München wissen: in einem um die Technologie und in einem anderen um die Schnittstelle zum Kunden. Das klang doch mal wieder verdächtig nach all dem, was nicht ging und wovor gewarnt werden musste. Die Folgen waren auch hier Bedenken und Ängste. Immerhin gab es einen Lichtblick: mal langsam mit dem Verzicht auf den Autobesitz und dem autonomen Fahren – was gibt es Schöneres als bei blauem Himmel in die bayerischen Berge zu fahren, natürlich am Lenkrad des eigenen Schlittens? Und die Botschaft, Herr Krüger? Wenigstens wurden die eigenen Muster zum Maß der Dinge gemacht. So schlicht kann es gehen.

Ein aktuelles Besipiel liefert Martin Brudermüller, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der BASF. Angesichts der Debatte um ein mögliches Embargo von russischem Erdgas mit Blick auf den Ukraine-Krieg, sind von ihm ausschließlich Warnungen zu hören – bis hin zu Worst-Case-Szenarien, die das Einstellen der Produktion und irreversible Schädigungen der hiesigen Wirtschaft prognostizieren. Dabei schätzt die Mehrzahl wissenschaftlicher Studien die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Gasembargos zwar als substanziell, doch handhabbar ein. Welche Lösungsansätze schlägt Herr Brudermüller vor? Keine. Das Muster kennen Sie mittlerweile: Bedenken und Ängste statt Vision und Aufbruch.

So geht Führungskommunikation

Das Muster gelingender Führungskommunikation ist einfach, jedoch höchst wirkungsvoll, wenn man es beherrscht. Es geht um diese vier Prinzipien:

  1. Sagen, wo es hingeht – anders ausgedrückt: das Ziel setzen und damit bestimmen
  2. Sagen, wie das funktioniert – anders ausgedrückt: für Unterstützung sorgen und damit einladen
  3. Verzichten auf langwierige Begründungen, Bedenken und Jammerei – anders ausgedrückt: für eine glasklare Hauptbotschaft sorgen
  4. Kongruent auftreten – anders ausgedrückt: dafür sorgen, dass der Körper und das Verhalten dasselbe ausdrücken wie die Worte

Essenziell: innere Klarheit

Die unabdingbare Basis für gelingende Führungskommunikation ist zweifelsfreie innere Klarheit über die anvisierten unternehmerischen Ziele und den Weg dorthin. Ohne innere Klarheit kann die Kommunikation nach außen nicht funktionieren. Diese Klarheit für sich zu gewinnen, ist die eigentliche Nuss, die es zu knacken gilt – und zwar im Rahmen eines funktionierenden Selbstmanagements. Genau daran scheiden sich am Ende die Geister: Klarheit, Kongruenz und Wirksamkeit auf der einen Seite, Zweifel und Inkongruenz auf der anderen. Sie haben die Wahl.