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Was etablierte Unternehmen wirklich von Startups lernen können

In Berlin läuft’s, zumindest was die Startup-Kultur betrifft. Keine andere Großstadt hierzulande hat eine derart hohe Dichte an jungen und wendigen Unternehmen, die dem Klischee nach in einem Inkubator oder einer coolen Altbauwohnung mit angesagtem Lifestyle residieren. „Work hard, play hard“ ist die Devise. Das Ergebnis sollen unternehmerische Ideen am laufenden Band und deren schnelle Umsetzung sein.

Das zieht natürlich auch etablierte Unternehmen an. Entweder mit eigenen Dependancen oder wenigstens, um Gründer-Flair bei einer der zahlreichen Führungen zu schnuppern. Der Effekt ist häufig so durchschlagend, dass eine große Sehnsucht danach entsteht, die Startup-Kultur in den eigenen Konzern zu übertragen. Schnell werden dann Krawatten auf der Vorstandsetage abgeschafft und der feine Zwirn gegen die Jeans getauscht – in der Hoffnung, damit Lockerheit, Geschwindigkeit und Agilität zu gewinnen. Doch Sie wissen so gut wie ich, dass es mit Symbolik nicht getan ist.

Kundennutzen, Geschwindigkeit, Leidenschaft

Was also können etablierte Unternehmen wirklich von Startups lernen?

  1. Konsequente Orientierung am Kundennutzen. Dabei liegt der Fokus primär auf dem Mehrwert, der für den Kunden geschaffen werden kann, nicht auf der Technologie, die der Enabler dafür ist. In etablierten Unternehmen ist es häufig umgekehrt.
  2. Schnelles Testen des Markts. Rausgehen, Kundenfeedback einholen und damit optimieren – das macht schnell und zielsicher. Allerdings braucht es dafür den Mut, Produkte zu zeigen, die weit von Perfektion entfernt sind.
  3. Leidenschaft und Hingabe. Das bedeutet, den eingeschlagenen Weg bis zum nächsten Entscheidungs-Meilenstein mit hoher Energie und Entschlossenheit zu gehen, und zwar ohne Zögern, Zaudern und Risiko-Aversion.

Diese drei Elemente können unmittelbar in die Praxis jedes Unternehmens umgesetzt werden, ganz gleich, ob es forscht, entwickelt und produziert oder ob es mit Dienstleistungen sein Geld verdient. Denn letztlich sind diese Punkte viel mehr eine Frage des Mindsets und der entsprechenden Führung als eine Frage von Jeans, Sitzsack oder Kicker.

Umsetzen, was unternehmerisch nützt

Fakt ist, dass eine große Organisation anders gesteuert werden muss als ein kleines Unternehmen. Fakt ist weiter, dass Startups in Bezug auf Arbeitsteilung, Prozesse, Qualitätssicherung etc.  vor denselben Herausforderungen stehen wie etablierte Unternehmen, wenn sie wachsen – und genauso häufig Schiffbruch damit erleiden. Daher geht der allzu pauschale Ruf nach Startup-Kultur  für Konzerne in die Irre. Schauen Sie genau hin, was Ihnen unternehmerisch nützt, und setzen Sie genau diese Elemente mit voller Kraft um.

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